FLAMENCO … ein von der UNESCO anerkanntes Kulturerbe der Menschheit

UNESCO-Grundsatzentscheidung vom 16.10.2010 in Nairobi

Flamenco UNESCO-Kulturerbe/SW-Foto by Boris de Bonn

Flamenco ist immaterielles Kulturerbe der Menschheit
… es Patrimonio Cultural Inmaterial de la Humanidad
… is Intangible Cultural Heritage of Humanity:

Flamenco als tradierte Kunst- und Kulturform ist nunmehr ein sogenanntes immaterielles Kulturerbe der Menschheit.

Dies entschied die UNESCO am 16. November 2010.

Das zuständige Zwischenstaatliche Komitee der UNESCO kam auf seiner Tagung in Nairobi (Kenia/Afrika) zu dieser grundlegenden und bedeutsamen Entscheidung.

Konkret beinhaltet diese: Flamenco ist in die sogenannte Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen (siehe Punkt 3 des Beschlusses Zwischenstaatliches Komitee: Decision 5.COM6.39 ).

Die Entscheidung löste in Spanien, vor allem in den Regionen Andalusien, Murcia und Extremadura – diese waren im Antragsverfahren maßgeblich beteiligt –, ganz überwiegend Freude, Zustimmung und auch einige Hoffnung auf Subventionen für den Flamenco aus.

Nachfolgend werden einige wichtige Fakten, Rechtsgrundlagen und Hintergründe zur UNESCO-Entscheidung, den Flamenco zum immateriellen Kulturerbe zu erklären, dargestellt.

UNESCO-Übereinkommen 2003 - das Zwischenstaatliche Komitee

Die Umsetzung des von der UNESCO-Generalkonferenz am 17.10.2003 in Paris be­schlossenen Übereinkommens zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes (kurz: Übereinkommen 2003) – in Kraft seit dem 20.04.2006 – erfolgt durch das sogenannte Zwischenstaatliche Komitee. Dessen Aufgaben, Zusammensetzung und Wahl sind in den Artikel 5 ff. des Übereinkommens geregelt.
Das Komitee ist ein Exekutivorgan der UNESCO.

Dem Übereinkommen 2003 sind laut UNESCO bisher 133 Länder (Stand: 07.10.2010) beigetreten. Spanien hat das Übereinkommen am 25.10.2006 ratifiziert.

Nachtrag: Die Bundesrepublik Deutschland ist dem Übereinkommen durch Hinterlegung der Ratifizierungs- bzw. Annahmeurkunde am Hauptsitz der UNESCO in Paris am 10.04.2013 beigetreten (siehe Pressemitteilung des AA vom 11.04.2013 ).
Gemäß Artikel 34 des Übereinkommens ist dieses 3 Monate nach der Hinterlegung, somit am 10.07.2013, in Deutschland in Kraft getreten.

Nach UNESCO-Angaben sind derzeit (Stand: 20.11.2013) 158 Staaten – Deutschland als 153ter Staat – dem Übereinkommen 2003 beigetreten.

Definition des immateriellen Kulturerbes

Das Übereinkommen 2003 definiert in Artikel 2 Pkt. 1 das immaterielle Kulturerbe als

„Bräuche, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten – sowie die dazu gehörigen Instrumente, Objekte, Artefakte und kulturellen Räume –, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Einzelpersonen als Be­standteil ihres Kulturerbes ansehen. Dieses immaterielle Kulturerbe, das von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, wird von Ge­meinschaften und Gruppen in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, in ihrer In­teraktion mit der Natur und mit ihrer Geschichte fortwährend neu gestaltet und vermittelt ihnen ein Gefühl von Identität und Kontinuität, wo­durch die Achtung vor der kulturellen Vielfalt und der menschlichen Kreati­vität ge­fördert wird. Im Sinne dieses Übereinkommens findet nur das im­materielle Kulturerbe Berücksichtigung, das mit den bestehenden interna­tionalen Menschenrechtsübereinkünften sowie mit dem Anspruch gegen­seitiger Achtung von Gemeinschaften, Gruppen und Einzelpersonen sowie der nachhal­tigen Entwicklung in Einklang steht.“

(Quelle: Offizielle Übersetzung Sprachendienst des AA für die Deutsche UNESCO Kommission 
Vorherige Quelle war die inoffizielle Arbeitsübersetzung der Deutschen UNESCO Kommission.

Der zuvor angeführte Link wurde aktualisiert am 27.11.2017.)

Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes

Die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes, geregelt in Artikel 16 des Übereinkommens 2003, hat auf internationaler Ebene folgende Ziele:

die bessere Sichtbarkeit des immateriellen Kulturerbes gewährleisten,
das Bewusstsein für seine Bedeutung stärken,
den Dialog bei gleichzeitiger Achtung der kulturellen Vielfalt fördern.

Die Liste wurde von der UNESCO erst am 05. November 2008 offiziell eröffnet. Sie enthält aktuell 213 kulturelle Ausdrucksformen aus allen Weltteilen (Stand: Nov. 2010).

Spanien verzeichnet derzeit mit dem Flamenco insgesamt 10 Kulturgüter (Stand: November 2010) in der Repräsentativen Liste der UNESCO .

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Flamenco aus Sicht der UNESCO

Die UNESCO beschreibt den Flamenco – basierend auf den vom Komitte erstellten Antragskriterien R.1-R.5  und Spaniens Bewerbungsantrag  (Download 159 KB in Englisch)
– wie folgt, wobei der spanische Textfassung wegen der Natur der Sache der Vorzug gegeben wird, zumal Spanisch offizielle Arbeitssprache der UNESCO ist:

„El flamenco es una expresión artística resultante de la fusión de la música vocal, el arte de la danza y el acompañamiento musical, denominados res­pectivamente cante, baile y toque. La cuna del flamenco es la región de Andalucía, situada al sur de España, aunque también tiene raíces en otras regiones como Murcia y Extremadura.
    El cante flamenco lo interpretan, en solo y sentados generalmente, un hombre o una mujer. Expresa toda una gama de sentimientos y estados de ánimo – pena, alegría, tragedia, regocijo y temor – mediante palabras sin­ceras y expresivas, caracterizadas por su concisión y sencillez. El baile fla­menco, danza del apasionamiento y la seducción, expresa también toda una serie de emociones, que van desde la tristeza hasta la alegría. Su téc­nica es compleja y la interpretación es diferente, según quien lo interprete: si es un hombre lo bailará con gran fuerza, recurriendo sobre todo a los pies; y si es una mujer lo ejecutará con movimientos más sensuales. El toque de la guitarra flamenca ha trascendido, desde hace mucho tiempo, su primitiva función de acompañamiento del cante. Éste se acompaña tam­bién con otros instrumentos como las castañuelas, y también con palmas y taconazos.
    El flamenco se interpreta con motivo de la celebración de festividades religiosas, rituales, ceremonias sacramentales y fiestas privadas. Es un signo de identidad de numerosos grupos y comunidades, sobre todo de la comunidad étnica gitana que ha desempeñado un papel esencial en su evo­lución. La transmisión del flamenco se efectúa en el seno de dinastías de artistas, familias, peñas de flamenco y agrupaciones sociales, que desem­peñan un papel determinante en la preservación y difusión de este arte.“

Text: „El flamenco“ © UNESCO 

LINK-TIPP:UNESCO-Text/die Beschreibung des „Flamenco“ in Englisch 

HINWEIS: Demnächst steht hier eine inoffizielle deutsche Übersetzung des Textes durch Boris de Bonn, sobald die Genehmigung der UNESCO vorliegt!

Video zum Flamenco, das die UNESCO mitüberzeugen sollte:

Auch die UNESCO lässt sich in ihrem Entscheidungsprozess über die Aufnahme eines Kultur­gutes in die Repräsentative Liste offenbar leiten von dem allgemeinen Erfahrungssatz und Sprichwort: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Denn jeder Bewerbung zur Aufnahme eines Kulturgutes in die Repräsentative Liste müssen nach den in 2010 geltenden Rechtsgrund­lagen 10 Fotos und 1 Video zur Illustrierung des Antrags beigefügt sein (UNESCO-ICH 02-Instructions  siehe dort Punkt 13-20/Download 147 KB).

Hier finden Sie das Bewerbungsvideo Spaniens zum Flamenco › – © UNESCO/© Agencia Andaluza para el Desarollo del Flamenco/Junta de Andalucia –, welches neben den einge­reichten Textdokumenten und Fotos die UNESCO letztendlich mitüberzeugte, den Flamenco zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit zu erklären.

Text: © Boris de Bonn 10/2010

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